Rittergut Evensen
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Das Rittergut Evensen und sein Umfeld
Das
Rittergut Evensen, das „Klein-Herrenhausen im Neustädter Land“ (Brinkmann,
Land & Forst, 1998, Nr. 42), hat eine lange historische und bewegte
Geschichte hinter sich. Nach langer Aufbauphase nach dem Verfall nach dem II
Weltkrieg sollen heute mit modernen Mitteln Spuren des alten Glanzes wieder-
hergestellt werden. Seit 1998 wird Gästen „Urlaub auf dem Bauernhof“ angeboten. Es folgte die Eröffnung eines Museums mit alten Traktoren und land-
und hauswirtschaftlichen Geräten. Als zunächst letzter Schritt wurde im Januar
1999 ein Hofcafé, das „Rittergutscafé“, eröffnet.
1.1 Geschichte
des Rittergutes
Die Gesamtplanung des Rittergutes soll aus der Zeit um das Jahr 1700 stammen. Das Rittergut war ehemals ein Lehnsgut und später ein alloidales, landtagsfähiges Rittergut der Familie v. Mandelsloh, das durch Erbgang an die Familie v. Windheim überging (Kunstdenkmälerinventare Niedersachsen Bd. 20, S.37f.).
Aus der Ehe zwischen Elisabeth v. Windheim, der letzten ihrer Familie, mit dem frommen Dichter David Denicke, der Mitherausgeber des Hannoverschen Gesangbuches war, ging Georg Moritz Denicke hervor. Dieser war Justizkanzleidirektor am Hofe Georgs II., des zukünftigen (1714) Königs von König von England und Georg Ludwig v. Hannover, in Hannover. Das Rittergut Evensen wurde am 25.September 1709 von dem Oberamtmann v. Windheim zu Wölpe von der verschuldeten Familie v. Mandelsloh ersteigert. Durch seine testamentarische Verfügung vom 13.November 1714 (Niedersächsisches Hauptarschiv Hannover, Akte Han. 74 Neust. Nr.2 670) gelangte das Rittergut in den Besitz des Kanzleidirektors David Georg v. Denicke, der durch besondere Verdienste am Königshofe in Hannover in den Adelsstand gehoben wurde. Dieser heiratete 1708 eine kurfürstliche Hofdame.
Mehrere
Generationen blieb das Anwesen nun im Besitz der Familie Denicke (näheres: Frömling,
1994, S.23ff.). Die Ehe David Karl Georg Moritz v. Denicke (*1851, +1924) mit
Hildegard Gräfin v. Stillfried und Rattonitz (*1873, +1945) blieb kinderlos
(1900-1924). Durch Erbfolge gelangte das Gut 1945 in den Besitz des Grafen
Dieter v. Stillfried u. Rattonitz, der 1945 als Hauptmann fiel (Wette,1983,
S.2ff.).
1947 trat der Stillfriedsche Familienausschuss zusammen und bestimmte den 1937 geborenen Joseph Graf v. Stillfried u. Rattonitz. Da dieser noch minderjährig war, bekam sein Vater das Nießbrauchsrecht. Der aufwendige Lebensstandard und die Verpflichtungen veranlassten zu mehren Verkäufen (Frömling, 1994, S.34). Als der Erbe Joseph Graf v. Stillfried und Rattowitz 1958 volljährig wurde, verkauft er das Rittergut an die Niedersächsische Landgesellschaft m.b.H. Schließlich erwarb Manfred Seehawer das Rittergut.
Der
Park des Rittergutes wurde wahrscheinlich um 1700 unter der Leitung des Schöpfers
der Herrenhäuser Gärten Martin Charbonnier angelegt. Die Anlage des Parkes
war wahrscheinlich ein Hochzeitsgeschenk und eine Geschenk für besondere
Verdienste des Kurfürsten Georg Ludwig v. Hannover an den Kanzlei- direktor David
Georg v. Denicke.
Das Herrenhaus des Rittergutes (Castrum) soll ursprünglich das Jagdschloss des Grafen Philip Christoph v. Königsmark gewesen sein. Es soll eine Erinnerung an seine Liebesaffäre mit der Kurprinzessin Sophie- Dorothea, die ab 1695 als „Prinzessin von Ahlden“ noch 31 Jahre in Ahlden (als Verbannte) verbringen musste, darstellen (Frömling, 1994, S.30).
1.2
Die Lage und das touristische Umfeld des Rittergutes
Das
Rittergut Evensen liegt im Landkreis Hannover im Neustädter Land. Dort liegt
das Rittergut
am westlichen Ortsrand der Gemeinde Evensen. Evensen liegt im nördlichen
Bereich
des ehemaligen Amtes Neustadt am Rübenberge an der alten „Celler
Heeresstrasse“ zwischen dem Amtssitz, der jetzigen Kreisstadt, Neustadt und
Mandelsloh. Das
Rittergut Evensen liegt prinzipiell im Dreieck Steinhuder Meer, Hannover und der
Lüneburger Heide. In der Tabelle 1 sind die Entfernungen der umliegenden
wichtigen Orte dargestellt.
Tabelle 1: Wichtige Entfernungen des Rittergutes Evensen
Orte
|
Entfernungen |
Neustadt
|
10
Km |
Mardorf
|
15
Km |
Steinhude |
20
Km |
Wunstorf |
18 Km |
Hannover |
25 Km |
Nienburg |
25
Km |
Schwarmstedt |
15
Km |
Mellendorf
|
20
Km |
Quelle: eigene Darstellung
Die Lage des Rittergutes Evensen kann als günstig angesehen werden, da einerseits günstige Entfernung zu Ballungsgebieten vorliegen und andererseits die geologische und naturbedingte Lage abwechslungsreich ist.
Das Neustädter Land ist eine landschaftlich vielfältig ausgeprägte Region. Die Landschaft reicht von dem Steinhuder Meer, das vor mehr als 200.000 Jahren durch die Saale-Eiszeit entstanden ist, über mehrere stehende und fließende Gewässer (Leine, Bäche, Kiesgruben), kleinere und größere Moore („Totes Moor“ in Neustadt, Otternhagener Moor, Helstorfer Moor und Evensener Moor) bis hin zu einer Marsch-/Wiesen-/ Ackerland-/Wald- und Heidelandschaft.
Aber auch geschichtlich und kulturell ist das Neustädter Land interessant. Die Geschichte und Kultur spiegelt sich in den Baudenkmälern und in der Architektur der Wohnhäuser wieder (Hölty- Geburtsort und Zisterzienserinnen-Kloster in Mariensee, Geburtshaus des Heeresreformers Gerhard v. Scharnhorst in Bordenau, u.a.). Diese vielfältigen Aus- prägungen zeigen, dass das Neustädter Land besonders für Kurzausflügler interessant ist (Baldauf, 1994, Stadt Neustadt a. Rbge, Werbebroschüre).