Naturschutzmaßnahmen des Rittergutes
1. Schutz von Ackerwildkräutern
2. System weiter Getreidereihe
3. Stoppelbrachen
4. Anlage von Biotopen
5. naturnahe Waldbewirtschaftung
1. Schutz von Ackerwildkräutern
Die bunte Vielfalt an Ackerwildkräuter war seit Jahrtausenden eng mit dem Ackerbau und der Kulturgeschichte des Menschen verbunden. Durch zunehmende künstliche Düngung und Herbizideinsatz in der Landwirtschaft und infolge der verbesserten Saatgutreinigung, aber auch durch Versiegelung landwirtschaftlicher Flächen in Form von Bauland und Wegebau verschwinden immer mehr Arten der Ackerwildkräuter. Die Welt der Ackerwildkräuter bietet eine Artenvielfalt, reichend von Pflanzen echter Schönheiten, unscheinbarer Mauerblümchen, hartnäckiger Plagegeistern und zarten Sensibelchen, die wichtige Bestandteile der Lebensgemeinschaft aus Pflanzen und Tieren bilden und ein stabiles Gleichgewicht bilden. Der höchste Artenreichtum an Ackerwildkräutern existierte in der vorindustriellen Landschaft.
Durch den Rückgang von etwa 90 Prozent der Ackerbegleitflora seit der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts sind auch die von ihnen lebenden Insekten, Vögel und Säugetiere in ihrem Bestand sehr stark gefährdet oder verschwunden. Nach Schätzungen von Zoologen sind von den ca. 1200 Tierarten der Äcker etwa 90 Prozent verschwunden oder stark dezimiert. Dazu gehören Rebhühner, die Ackerwildkräuter und insbesondere die an den Kräutern lebenden Insekten als Nahrung brauchen, aber auch Wachteln, Feldhamster, der Kleine Perlmutterfalter oder verschiedene Laufkäferarten.
Heute stehen etwa 300 Ackerwildkraut-Arten auf der niedersächsischen Roten Liste der gefährdeten Pflanzen.
Die Ackerwildkräuter verdienen es, geschützt zu werden, um sowohl in der Landschaft die Vielfalt in Farben und Formen zur Freude der Menschen als auch den teils unbekannten Nutzen der Pflanzen zu erhalten und erforschen sowie ein ausgwogenes langfristiges Gleichgewicht und einer Lebensgemeinschaft zwischen Ackerwildkräutern und nützlichen Tierarten herzustellen. Besonders aus Sicht der Landwirtschaft ist eine Verarmung der Ackerlebensgemeinschaft problematisch: Denn vom Artenrückgang und dem Verlust von Ackerwildkräutern im und am Acker sind viele nützliche Insekten und Spinnen betroffen, die die Wildkräuter als Nahrung- und Brutpflanzen und als Refugien nutzen. Viele dieser Tierarten halten landwirtschaftlich bedeutende Schädlinge wie Blattläuse in Schach.
Durch die konsequente
ökologischen Wirtschaftsweise bestehend größtenteils plugloser nicht wendender
Bewirtschaftung und dem Einsatz von Stoppelbrachen und erweiterten
Saatreihenabständen auf den Flächen des Rittergutes haben sich in den
letzten Jahren wieder eine Vielzahl von selten Ackerwildkräutern Insekten und
Tierarten angesiedelt.
2. System weiter Getreidereihe
Weite Reihe-Verfahren in der ökologischen Landwirtschaft bei Getreide
Seit der mineralische Stickstoff in beliebiger Menge zur Verfügung steht und Herbizide die Unkrautregulierung vereinfacht haben, sind bei konventioneller Wirtschaftsweise enge Reihenabstände üblich geworden.
In der ökologischen Landwirtschaft muß Stickstoff jedoch im Betrieb selbst mit Hilfe von Leguminosen erzeugt werden. Er steht damit nur in begrenzter Menge zur Verfügung. Bei dem begrenzten Stickstoffangebot steht z. B. dem Weizen, als der wichtigsten Brotgetreideart, bei ökologischer Bewirtschaftung nur etwa halb soviel oder weniger Stickstoff zur Ertrags- und Qualitätsbildung zur Verfügung wie im intensiven konventionellen Anbau. Die angebauten Sorten sind jedoch die gleichen. Daher muß bei einer ökologischen Bewirtschaftung bei den derzeitigen Hochertragssorten je nach Verwendungszweck zwischen Mengenertrag oder Qualitätsausbildung wählen, indem er die Anzahl ährentragender Halme/m2 dem N-Angebot anpaßt und zu diesem Zweck z. B. die Reihenabstände bei der Qualitätsweizenerzeugung erweitert. Schließlich kann neben den Aspekten der Unkrautregulierung und Qualitätsgetreideproduktion auch das sichere Gedeihen der Untersaaten und die verbesserte Bodenpflege der Grund für eine Erweiterung der Reihenabstände sein. Ein weiteres Ziel ist es bei ständigem Getreidebau mit dem Weite-Reihe-System Getreide als Hauptfrucht mit gleichzeitiger Gründüngung als Untersaat bei guten Erträgen und Qualitäten zu erzeugen.
Vorteilhaft ist es, wenn in einer Fruchtfolge möglichst viele Früchte mit dem gleichen Reihenabstand bestellt sind und mit dem selben technischen Pflegesystem bearbeitet werden können. Dabei spielt natürlich die Spurweite des Schleppers und dessen Bereifung die zentrale Rolle. Weiterhin ist ein möglichst großer Durchgang unter den Achsen der Pflegegeräte vorteilhaft, um die Bestände bis in fortgeschrittene Entwicklungsstadien pflegen zu können.
Dieses Anbausystem ist für viehlose Betriebe besonders geeignet. Es ermöglicht die Aussaat einer Kleeuntersaat in Getreide theoretisch im Herbst oder Frühjahr. Bisher hat sich die Herbstaussaat der Untersaat zusammen mit dem Getreide Anfang oder Mitte Oktober als wenig erfolgreich erwiesen. Meistens konnte sie sich nur ungenügend entwickeln und winterte aus. Erfolgreicher ist die Frühjahrsuntersaat. Mit dem Striegeln erfolgt die Kleeaussaat. Die Reihenweite des Getreide liegt bei ca. 24 cm, dazwischen kann sich der Klee je nach Witterung sehr gut entwickeln. Eine besser Qualitätsausbildung des Getreidekornes ist festzustellen. Bei diesem System wird auf leichteren Böden (S-lS) das Auftreten von Problemunkräutern eingedämmt, da sich bei rechtzeitigen Striegeln im Frühjahr mit Aussaat der Kleeuntersaat, Problemunkräuter in der Keimphase gestört, verschüttet und anschließend von der Kleeuntersaat beschattet werden.
Ferner hat die Vergrößerung des Saatreihenabstandes den positiven Effekt, dass mechanische Behinderungen freilebender Tiere in der Feldflur gemindert und Getreideäcker als Lebensraum für Tiere an Bedeutung gewinnen. Es wird mit dem System der weiten Reihe das Mikrosystem im Furbereich ( luftiger, wärmer und trockener) verbessert und mehr tierisches Eiweiß für Kücken von Bodenbrütern zur Verfügung gestellt.
3. Stoppelbrachen
Auf den landwirtschaftlichen Flächen findet in der heutigen Zeit ein zeitnaher effektiver Einsatz großer Erntemaschinen mit anschließender Bodenbearbeitung zur Vorbereitung der Herbstaussaat statt. Das Bild der Feldflur ändert sich somit innerhalb weniger Tage, die in der Feldflur freilebenden Tiere können auf derartige Änderungen nicht so schnell reagieren. Innerhalb weniger Tage verringert sich das Nahrungsangebot und der Schutz in der Feldflur, es kommt zu einer Notsituation, dem sog Ernteschock. Größere Tiere wandern ab, wodurch ihr Lebensrisiko steigt. Die Arten- und Individuenzahl sinkt auf ein sehr niedriges Niveau.
Mit Hilfe von Stoppelbrachen wird der Aktionsradius freilebender Tiere der Feldflur z.B. Rebhühner nach der Getreideernte erweitert, da durch die Stoppeln ausreichend Schutz und mit dem Ausfallgetreide ausreichend Nahrung zur Verfügung steht.
4. Anlage von Biotopen
5. naturnahe Waldbewirtschaftung